Egal ob es um das Thema Brandbekämpfung oder technische Hilfeleistung geht, immer häufiger wird der Atemschutz erforderlich.
Brandbekämpfung hat sich gewandelt
Nachdem die Anforderungen an die Qualität und den Ablauf einer Brandbekämpfung sich im letzten Jahrhundert von einem einfachen Außenangriff mit hohem Einsatz von Wasser immer mehr in Richtung Innenangriff mit gezielter Brandbekämpfung bewegten, wurden auch die Anforderungen an die Sicherheit der Feuerwehrleute und damit an den Bereich Atemschutz immer größer. Am Anfang des Atemschutzes begnügte man sich mit einfachen Filtergeräten und keiner besonderen weiteren Schutzausrüstung. Ein wirklicher Innenangriff war hier auch wegen der fehlenden „Umluftunabhängigkeit“ nicht möglich. Die Technik entstand zur Zeit der Weltkriege, um Soldaten vor Giftgasen und anderen chemischen Waffen und „Zivilisten“ vor Brandgasen durch Bombardements zu schützen. Diese Technik fand später auch im Bereich der zivilen Feuerwehr Verwendung.
In den 50iger Jahren wurden in großen Feuerwehren Regenerationsgeräte, sogenannte „Heeresatmer“ eingesetzt. Auch dieses System entstand im zweiten Weltkrieg und wurde anschließend fast unverändert übernommen. Da die verschmutzte Umgebungsluft gefiltert und mit frischem Sauerstoff angereichert wurde, war hier theoretisch ein Innenangriff möglich, wobei dieser durch die weiterhin sehr schlechte Schutzausrüstung nur beschränkt möglich und sehr gefährlich blieb.
Neue Technik zieht ein
Im Jahr 1972 hielten dann umluftunabhängige und mit Druckatemluft versorgte Atemschutzgeräte, Dräger PA 54, Einzug in unser Gerätehaus und stellen bis heute die technische Grundlage im Bereich Atemschutz dar. Mit der Beschaffung des Löschgruppenfahrzeug LF 16 im Jahr 1980 kamen noch vier Atemschutzgeräte Dräger PA 80 dazu. Durch Ihre Zuverlässigkeit, einfache Wartung und Bedienung sind sie perfekt für die Feuerwehr geeignet. Unzureichend war aber weiterhin der Bereich Schutzkleidung. Sie bestand aus Baumwollstoff mit Lederapplikationen, Lederhandschuhen und Gummistiefeln – ein sehr spärlicher Schutz gegen Hitze und Flammen. Wie die Fahrzeugtechnik wurde auch die Sicherheitstechnik und Schutzkleidung Zug um Zug immer weiter verbessert. In den 90er-Jahren wurden die ersten 12 Überjacken Model Würzburg für die Atemschutzgeräteträger beschafft. 2004 bekam jeder Atemschutzgeräteträger seine eigene Überjacke und zusätzlich eine Überhose. Ein Teil der zusätzlichen Schutzausrüstung waren ebenfalls neue Helme, Handschuhe, Flammschutzhauben und Einsatzstiefel. In den nächsten Jahren werden die Geräteträger Zug um Zug mit der Atemschutz-Schutzbekleidung Lion V-Force ausgerüstet. Im Jahre 2002 erfolgte die Umstellung auf eine neue Atemschutzgerätetechnik mit Überdruckgeräten und automatischen Notfallwarnsystemen. Es wurden acht Atemschutzgeräte Dräger PSS 100 mit Bodyguard und ESA Lungenautomaten beschafft. Für Notfälle und Rettungseinsätze steht dem Atemschutzrettungstrupp noch eine Rettungstasche mit 9 Liter Atemluft, Rettungshaube und Rettungstuch zur Verfügung.
Die Bedeutung des Atemschutzes
Bei Bränden entstehen als Nebenprodukt giftige Gase, die für den Menschen gefährlich sind oder sogar zum Tod führen können. Feuerwehrangehörige schützen sich mit sogenanntem umluftunabhängigem (schweren) Atemschutz gegen diese Gase. Das Einsatzspektrum reicht hier von PKW-Bränden und Zimmerbränden über Silounfälle bis hin zu Schäden bei Austritt chemischer Stoffe und Gase. Der Atemschutz ist daher im modernen Feuerwehrwesen nicht mehr wegzudenken. Die Brandbekämpfung mit Atemschutz im Innenangriff ist nur mit vielen Bausteinen erfolgreich möglich.
Dazu gehören:
- Hochwertige Schutzbekleidung – Helm, Jacke, Hose, Handschuhe
- Einsatz von Hohlstrahlrohren mit stufenlosen Einstellmöglichkeiten von Sprühkegel und Durchflussmenge erlaubt eine schnelle und flexible Anpassung an die Verhältnisse eines Brandes. Somit können größere Wasserschäden vermieden werden und Wasser fein verteilt ausgebracht werden.
- Einsatz mit Wärmebildkamera – schnelles Auffinden von Personen und des Brandherdes.
- Überdruckbelüftung des Gebäudes
- Funkausrüstung und Atemschutzüberwachung
Anforderungen an einen Atemschutzgeräteträger
Nicht jedes Feuerwehrmitglied ist automatisch auch Atemschutzgeräteträger. Unter Berücksichtigung des Mindestalters von 18 Jahren muss die Grundausbildung der Feuerwehr absolviert sein. Nach einer erfolgreichen Atemschutzausbildung ist man befähigt, die Aufgabe als Atemschutzgeräteträger zu übernehmen. Atemschutz zählt zur persönlichen Schutzausrüstung, die vor tödlichen Gefahren oder ernsten Gesundheitsschäden schützt. Der Einsatz von Atemschutz erfordert deshalb eine genaue Prüfung der Bedingungen vor Aufnahme der Tätigkeit. Neben sehr hohen Anforderungen an das Wissen sind die physischen Aspekte nicht zu vernachlässigen. Neben der Hitzeentwicklung durch das Feuer, müssen zusätzlich ca. 20kg „Gepäck“ in Form von Atemschutzgerät, Beil, Axt und Schläuchen transportiert werden. Eventuell kommen noch verletze Personen hinzu. Durch regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen werden alle Geräteträger auf Tauglichkeit zum Atemschutz untersucht.
Die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger
Für den Einsatz von schwerem (=umluftunabhängigem) Atemschutz hält die Feuerwehr Rimpar 10 Geräte vor. Unsere Atemschutzgeräteträger – darunter auch eine Atemschutzgeräteträgerin – werden durch Landkreis-Atemschutzausbilder aus- und weitergebildet. Hierbei steht u.a. der Umgang mit dem Atemschutzgerät, das Vorgehen in verrauchten Räumen, Brandbekämpfung, Retten und Selbstretten sowie das Vorgehen über Leitern auf dem Ausbildungsprogramm. Die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger durch eine mehrstufige Modulausbildung hat sich bewährt. Das erste Modul beschäftigt sich mit den Grundtätigkeiten des Atemschutzes nach Feuerwehrdienstvorschrift 7 (FwDV7) und bildet mit der arbeitsmedizinischen Untersuchung G26.3 den Grundstock der Atemschutzausbildung. Im zweiten Modul durchlaufen die frisch ausgebildeten Atemschutzgeräteträger die gasbefeuerte Brandsimulationsanlage der Staatlichen Feuerwehrschule und stellen dabei ihr im ersten Modul erlangtes Wissen unter Beweis. Nachdem sich die Hitze von gasbefeuerten Bränden deutlich von holzbefeuerten Bränden unterscheidet, findet zur Wärmegewöhnung in Modul 3 ein Durchlauf in einer holzbefeuerten Wärmegewöhnungsanlage der Bayerischen Versicherungskammer statt. Abschließend finden in Modul 4 einige Vertiefungslehrgänge zum Thema Retten und Selbstretten, Absturzsicherung bzw. Wärmebildkamera und Hohlstrahlrohrtechnik statt. Eine jährliche Übung in der Atemschutzübungsstrecke in der Staatlichen Feuerwehrschule ist für jeden Geräteträger Pflicht. Die Atemschutzgeräteträgertruppe als Grundbaustein der Feuerwehr, ist in den letzten zehn Jahren auf eine Stärke von über 30 Personen angewachsen. Der Fachbereich Atemschutz wird geleitet vom 1. Kommandanten Theo Eschenbacher (Ausbilder für Atemschutzgeräteträger) und Jan Hochstetter (Atemschutzgerätewart). Die allgemeine Wartung und Pflege der Ausrüstung erfolgt durch die Atemschutzgerätewarte der Feuerwehr Rimpar. Die Landkreis-Atemschutzpflegestelle wird zum Befüllen der Flaschen oder Prüfung der Geräte bei thermischer Belastung benötigt.
Aufgaben der Atemschutzabteilung in Rimpar
- Organisation von Übungen, Ausbildungen und Unterrichten
- Wartung, Instandsetzung und Prüfung der Atemschutzgeräte
- Dokumentation der Wartungen und Prüfungen
- Organisation der Untersuchungen der Geräteträger
- Dokumentation der Übungen und Einsätze jedes Geräteträgers
Besonderheiten im Atemschutzeinsatz
Durch die beschriebenen Gefahren und Herausforderungen wird im Atemschutzeinsatz immer truppweise (also mindestens zu zweit) vorgegangen. Wir arbeiten streng nach dem Motto „vier Augen sehen mehr als zwei“. Jeder Kamerad verlässt sich in einer Einsatzsituation voll und ganz auf den Anderen. Dies kann überlebenswichtig werden und wird sehr ernst genommen, genauso wie die Eigensicherung. Da wir oft in verrauchten und dunklen Räumen zugange sind, wird immer ein Rückzugsweg mithilfe einer Leine oder einem Schlauch gesichert, damit wir im Notfall schnell einen Weg in Sicherheit finden können. Aufgrund der Gefahren während eines Atemschutzeinsatzes muss außerhalb des Gefahrenbereichs ein weiterer Atemschutztrupp komplett ausgerüstet bereitstehen, um als sogenannter „Rettungs-“ oder „Sicherungstrupp“ agieren zu können.